Anekdoten über das Leben mit unseren Sibirischen Katzen

  1. Anni und der PC-Drucker
  2. Kein Bild - kein Ton
  3. Tastenkombination
  4. Wer nicht hören will, muß fühlen
  5. Eltern weg - Oma da - satt!
  6. Kater liebt Küchenmöbel
  7. Sonderrabatt auf Kabeln
  8. Susi und der Kater
  9. Anni und der PC-Drucker
  10. Ana-Tara, die Bürokatze
  11. Ein Stück Natur

Anni und der PC-Drucker

Unsere Sibirer lieben es im Büro zu sein und finden es unendlich spannend, was da alles so einen Tag über passieren kann.

Ana-Tara hat eine besondere Vorliebe für die Funktionen des Druckers entwickelt. Eines Nachmittags saß sie wieder gespannt und hoch konzentriert in der Nähe es PC-Druckers, wie eine Katze vor dem Mausloch. Endlich, mein Mann begann ein Schriftstück auszudrucken und Anni, wie wir sie liebevoll nennen, begab sich in Startposition. Kaum war ein Zentimeter des bedruckten Papiers im Schacht des Druckers erschienen, pfotelte Anni danach, zog mit traumwandlerischer Sicherheit mit ihrer präzise ausgefahrenen Kralle am Papier und rannte flink mit ihrer Beute aus dem Büro.

Der brave Katzenpapa sah sich in seinen erzieherischen Aufgaben gefordert und tadelte Anni. Anni sah ihn schelmisch an, grinste nahezu über das gesamte Katzengesichtchen. Sie begab sich erneut in gespannter Erwartungshaltung in Startposition. Da musste der Papa sein energisches NEIN aussprechen...... und Anni schaffte es sich so auf den PC-Drucker zu setzen, dass nichts mehr ausgedruckt werden konnte, bei jedem Druckauftrag nur Fehlermeldungen erschienen.

Und wieder schmunzelte Anni befriedigt und zufrieden. Der erziehungswillige Katzenpapa würdigte die süße Anni mit höchster Anstrengung keines Blickes. Als sich mein Mann am Abend auf die Wohnzimmercouch setzte, hüpfte Anni zu ihm, schmiegte sich eng neben ihn und legte ihre kleine Pfote über seine Hand, hob den Kopf und himmelte ihren Katzenpapa an. Da schmolz mein Mann dahin. Unserer kleinen Anni kann man nicht wirklich böse sein und ich fürchte, das weiß sie nur zu gut.


Kein Bild - kein Ton

Eines morgens begann mein Mann wie gewohnt seine Arbeit in seinem Büro und schaltete - wie gewohnt - den PC ein. Der Bildschirm blieb schwarz. Er kontrollierte die Kabelverbindungen, die Bedienungsleiste des Bildschirms, fuhr den PC herunter und startete ihn neu, nichts regte sich, der Bildschirm blieb schwarz. Er kroch unter den Schreibtisch, prüfte den richtigen Sitz aller Verbindungskabel, konnte nichts finden, doch die Katzen fanden es zutiefst amüsant.

Er überlegte, fand keinen Fehler und versuchte sich mit dem Gedanken anzufreunden, einen neuen Bildschirm kaufen zu müssen. Da kam ihm die Idee auch den Verteilerstecker zu überprüfen. Ein Griff auf den EIN/AUS-Schalter und der Bildschirm funktionierte wieder. Die Katzen hatten wohl in der Nacht gespielt und den Schalter betätigt.

Wie könnte es anders sein, Anni grinste am meisten, aber nachzuweisen war ihr nichts.


Interessante Tastenkombination

Ana-Tara ist die Tochter von Baruschka, die liebevoll Minki von uns genannt wird. Von unserer Minki hat sie auch die besondere Gabe der PC-Kenntnisse geerbt, wie man bei der folgenden, wahren Geschichte erkennen wird:

Minki liebt es auch im Büro bei meinem Mann zu liegen und hat dort einen eigenen Kratzbaum, wo sie ganz oben liegend das ganze Büro überblicken kann. Am späteren Nachmittag - sie scheint dafür eine innere Uhr zu haben - fordert sie ihre spezielle Spielstunde ein. Das heißt, sie möchte unbedingt die Musik des PC-Spiels "die Siedler" hören und bei ihrem Katzenpapa im Arm liegen während er sich Entspannung bei diesem Spiel gönnt.

Eines Tages als Minki gerade mit Begeisterung die Schiffe am PC-Bildschirm beobachtete, richtete sie sich unter lautem Schnurren, Gurren und Miauen langsam auf und forderte Streicheleinheiten bei Erich ein. Dieser aber war mit dem Spiel so beschäftigt, dass er nach Meinung von Minka nicht genügend Konzentration dem Streicheln widmete. So blieb Minki nichts anderes übrig als alles zu versuchen um die absolute Aufmerksamkeit ihres Katzenpapas zu erzielen, sie berührte mit ihren Pfotchen gezielt mehrere Tasten der PC-Tastatur gleichzeitig und ihr Ziel war erreicht. Alles, was vorher noch klar und deutlich zu sehen war, Häuser, Schiffe, Personen, Tiere, alles war nur noch als Schatten zu erkennen.

Während Erich verzweifelt versuchte das ursprüngliche Bild wieder herzustellen, gab Minki mit Vehemenz Köpfchen. Erich musste kapitulieren, das Spiel abbrechen, den PC neu hochfahren und hatte dadurch Zeit für Minkas so sehr erwünschte Streicheleinheiten. Wenn der Katzenpapa Winke mit dem Zaunpfahl nicht verstehen will, muss man als Katze eben zu härteren Mitteln greifen. Minka hatte jedenfalls ihr Ziel erreicht. Erich kennt bis heute nicht die Tastenkombination, die Minka verwendet und sie wird sie auch nicht verraten, denn vielleicht braucht sie diese ja wieder einmal.


Wer nicht hören will, muss fühlen

Katzeneltern werden ist nicht schwer, Katzeneltern sein dagegen manchmal sehr. Wir führen ein für unsere Katzen geregeltes Leben, das einen geregelten Tagesablauf und Rituale enthält. Unsere Katzen lieben die Geborgenheit, die ihnen diese Routine gibt. Doch auch Katzeneltern sind Menschen und wollen - selten aber doch - ein Privatleben haben. So hatten wir es gewagt einmal am Abend auszugehen und erst in den frühen Morgenstunden heimzukehren. Der nächste Tag war ein Sonntag und wir hatten beide keine Termine, könnten also ausschlafen. Unsere Katzen sahen das anders.

Als ich gegen Mittag aufwachte, war es ganz ruhig in der Wohnung. Eigentlich hätte mir das zu denken geben müssen. Keine Katze bei uns im Bett, keine die mich begrüßte und in die Küche begleitete, absolute Stille. Den Grund dafür sah ich im Wohnzimmer.

Die Blumenvase war umgeschmissen, das Blumenwasser tropfte auf den Fußboden, die Rosen lagen verstreut und zerlegt im Wohnzimmer, Vorzimmer, Bad und Büro. Alle Näpfchen mit Trockenfutter waren leer gefressen und waren umgedreht im Wohnzimmer am Fußboden zu finden. Der Badezimmerteppich war zusammengescharrt worden, die WC-Vorleger auch. Es fand sich mehr Catsan am Fußboden als im Kisterl.

Unter diesem Eindruck schweifte mein Blick durch die übrige Wohnung auf der Suche nach den Katzen. Die lagen entspannt am Kratzbaum, in der Höhle eines Kratzbaumes, im Katzenfach meines Kleiderschrankes und schauten mich unschuldig an. Keiner war es, keine hatte auch nur irgendeine Ahnung, wie das wohl passiert sein könnte. Mit Begeisterung schauten sie mir grinsend bei den mühsamen Aufräumarbeiten zu. Mancher Katzenblick schien zu sagen "du Mama, ich war das aber nicht, wenn dann vielleicht die da.."

Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt. Wenn ich heutzutage später nach Hause komme, fülle ich Trockenfutter randvoll nach und gebe meinen Katzen auch etwas Nassfutter. Seither darf ich in solchen Fällen länger schlafen und das Wohnzimmer schaut am nächsten Tag nicht zerstört aus.


Eltern weg - Oma da - satt!

Wir hatten es gewagt für eine Woche in die Karibik zu fliegen. Meine Schwiegermutter war so nett und verbrachte ein paar Tage in unserer Wohnung bei unseren Katzen, wollte meine gewaschene Wäsche bügeln.

Wir waren bereits darauf gefasst, dass sich unsere Samtpfoten wieder etwas einfallen lassen würden um uns zu zeigen, dass sie diese Idee vom Urlaub ohne sie gar nicht gut finden. Also hatten wir den Badezimmerteppich entfernt, die WC-Vorleger, das Tischtuch. Auch standen keine Nippsachen zum Herunterwerfen herum, nichts. Fad, sehr fad also für unsere Katzen.

Doch sie fanden einen neuen Weg uns zu zeigen, was sie von unserem Urlaub halten. Ich glaube, kaum haben wir mit unseren Koffern die Wohnung verlassen, setzen sich unsere Katzen zusammen und beratschlagen die Lage. Sie schauen sich die Menge an Futter an, die für den Katzenbetreuer vorbereitet wurde und schließen daraus, wie lange wir wohl ausbleiben werden. "Mehr als eine Nacht, na dann müssen wir uns etwas einfallen lassen, das kann es nicht sein", denken sie wohl.

Meine Schwiegermutter war begeistert über unsere braven und wohlerzogenen Katzen, bis sie begann die Wäsche zu bügeln. Die ersten Hemden waren problemlos, pflegeleicht, rasch zu bügeln und auf einen Haken zu hängen, in den Kasten einzuordnen. Dann beim nächsten Stück, der beißend übelriechende Gestank als das Bügeleisen über das Geschirrtuch geführt wurde. Unsere lieben, braven Katzen - wir vermuten, dass es Minka war - haben einige Stücke der gewaschenen Wäsche wohl hochgehoben, dann ihr Lackerl gemacht, danach fein säuberlich die hochgehobenen Wäschestücke wohl wieder fallen gelassen und so nur gewartet, bis ihr Protest nur zu deutlich erkannt werden sollte. Meine Schwiegermutter musste notgedrungen die Wäsche nochmals waschen, die Wohnung lüften, den Wäschekorb auswaschen. Die Katzen fanden es herrlich, ihre Rechnung war perfekt aufgegangen, ihr Protest erkannt worden.

Und was haben wir daraus gelernt? Wir lassen keine Bügelwäsche mehr stehen, wenn wir verreisen.


Kater liebt Küchenmöbel

Als ich einmal nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam, traute ich meinen Augen nicht. Klonos, wir nennen ihn auch liebevoll Schnurrli, rieb ganz verträumt sein Köpfchen über die Tischplatte und die Arbeitsfläche der Küche. Wie besessen war er, rollte sich über die Arbeitsplatte, schnurrte und fühlte sich sichtlich verdammt wohl.

"Trude", fragte ich meine Schwiegermutter, die bei uns zu Besuch war, "womit hast du denn die Arbeitsfläche und den Tisch geputzt?" "Mit dem Dings", war ihre Antwort, "unter der Abwasch". Komisch dachte ich mir und auch meine Schwiegermutter hatte keine Erklärung für das auffällige und ungewöhnliche Verhalten unseres Katers.

Am nächsten Morgen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Meine Schwiegermutter hatte irrtümlich das kleine Polster mit Katzenminze für einen Abwaschschwamm gehalten und verwendet. Und was lernen wir daraus, Katzen machen nie etwas Ungewöhnliches ohne Grund.


Sonderrabatt bei Handyaufladegeräten und Datenkabeln

Wie bekommt man einen Sonderrabatt? Schaffen Sie sich eine Sibirische Katze an. Nein so einfach geht es nicht, aber etwas Wahres ist schon dran.

Als wir unseren zweiten Wurf, den B-Wurf in der "Krabbelphase" hatten, begann die Zeit der systematischen Zerstörung aller besonders dünnen Kabel. Wir hatten einfach nicht wie eine Katze gedacht, hatten vergessen, dass auch Babys beim Zahnwechsel einen Kauring bekommen und blauäugig unsere Handys zum Aufladen einfach mit dem Aufladekabel an die Steckdose angesteckt. Bekanntlich gibt es in Wohnungen selten Steckdosen in zwei Meter Höhe und abseits von der Erreichbarkeit durch einen Kratzbaum.

In sechs Wochen waren es rund 10 Aufladegeräte. Zuerst hatte mein Mann noch versucht die Kabel wieder zu reparieren, doch das geht natürlich nicht unbegrenzt oft und er verbrannte sich mindestens genau so oft die Finger beim Verschweißen der Kabelenden wie die Kätzchen ein anderes Kabelteil durchgebissen hatten. Der Verkäufer bei Saturn kannte zwischenzeitlich meinen Mann so gut, dass er mit mitleidigem Grinsen ihm bereits beim Betreten des Geschäftes ein neues Aufladegerät entgegenhielt, und Recht behielt, er musste wieder einmal ein neues Aufladegerät kaufen. Wohl aus Mitleid bekommt er wohl in der Zwischenzeit schon Mengenrabatt.

Nach Abgabe des B-Wurfes kehrte Ruhe ein, die Aufladekabel blieben unversehrt, bis vor kurzem. Mein Mann hatte sich entschlossen ein neues iPod zu kaufen mit einem verführerischen weißen PC-Verbindungskabel. Er fühlte sich sicher, da wir ja keine Kitten hatten und ließ es auf seinem Schreibtisch liegen. Summer, unsere liebevoll Queeny genannte Sibirische Katze, schaute zunächst allem Treiben am Schreibtisch nur begeistert zu. Als mein Mann jedoch von einem Auswärtstermin wieder nach Hause kam, hatte Queeny das wunderschöne weiße PC-Verbindungskabel zu Spagetti gemacht und lachte ihn, mit einem dieser Spagettis noch im Mäulchen, frech an. Und wieder ging er zu Saturn. "Nein, diesmal ist es ein anderes Kabel, das ich brauche", sagte er und der Verkäufer lächelte irgendwie mitleidig. Tja, Katzen lernen ihren Menschen mehr Ordnung zu halten, irgendwann jedenfalls.


Susi und der Kater

Als wir unseren Kater von St. Petersburg mit 12 Wochen nach Hause brachten, wurde er von unserer ungestümen Ana-Tara, die zehn Tage älter ist als er, sofort ins Herz geschlossen und als Spielgefährte akzeptiert. Wir setzten ihn auf den Wohnzimmerteppich und Annis erste Handlung war, den kleinen Zwerg zu erbeuten. Susi, unsere 5-jährige Hauskatze, sah dem Treiben eine Weile zu, dann näherte sie sich vorsichtig und begann den kleinen Kerl abzuschnuppern. Anni fand das ziemlich fad und wollte raufen, spielen, nachlaufen. Da stellte sich Susi einfach über den Kater und schupste Anni mit dem Näschen weg.

Aus dieser ersten Begegnung wurde eine große Freundschaft. Susi und Schnurrli, wie wir unseren Kater mit dem Schlafzimmerblick nennen, sind unzertrennliche Freunde und begrüßen sich täglich Näschen mit Näschen vor dem Frühstück. Susi erlaubt dem Kater bei ihr im Kasten zu liegen, in ihrer Höhle zu schlafen und tröstet ihn, wenn eines unserer Mädels mal ihm gegenüber zickig geworden ist.


Über Ana-Tara, die Bürokatze

Ana-Tara, eine Sibirische Glückskatze mit weißer Schwanzspitze, seegrünen Augen und der rauchigen Stimme von Zarah Leander ist seit ihrem ersten Atemzug der erklärte Liebling meines Mannes Erich.

Es ist 17 Uhr und vom Wohnzimmer aus höre ich meinen Mann aus seinem Büro fluchen "Anni nein, nein habe ich gesagt, was hast du denn jetzt schon wieder gemacht?" Als ich Sekunden später ins Büro komme, sitzt Anni am Schreibtisch, lächelt zufrieden und putzt sich genüsslich ihre Krallen, während mein lieber Mann verzweifelt die PC-Tastatur nach einer Funktion absucht, mit der die Lupe wieder entfernt werden kann. "Anni", sagt mein Mann, der die verzweifelte Suche resignierend abbricht, "deinetwegen kann ich den PC neu hochfahren".

Anni schaut ihn in einer Mischung aus Schadenfreude und Mitleid an, wendet sie sich ihm zu, gibt Kopfi und gurrt ihr liebevolles, raues Miuauu. Natürlich erreicht sie ihr Ziel, wird liebkost und gestreichelt, zieht sich danach vollends zufrieden auf den Kratzbaum im Büro zurück. Sie ruht, die Augen geschlossen, doch ihre Ohren sind wachsam, sofort bereit die Aufmerksamkeit des ganzen Körpers auf interessante Geschehnisse zu lenken.

Da plötzlich, das Faxgerät schlägt an und noch bevor Erich seinen Schreibtischsessel um 180 Grad drehen kann, springt Anni in einem Satz die 4 Meter vom Kratzbaum zum Fax, fasst mit ihren Zähnchen einen Zipfel des bedruckten Papiers und trägt dieses, den Kopf hoch erhoben, damit sie nicht über das Papier stolpert, aus dem Büro und legt es im Wohnzimmer ab. Erich ist von Anni gut erzogen. Er trottet brav hinter ihr her, holt sein Fax aus dem Wohnzimmer, denn das passiert ja nicht zum ersten Mal.

Im Wohnzimmer setzt sich Erich zu mir auf die Couch um die Faxnachricht zu lesen. Anni kommt zu ihm, schaut ihn mit ihren seegrünen Augen, die Eis zum Schmelzen bringen können, an. Erich ganz auf erziehender Katzenpapa, "nein Anni, du warst schlimm, so nicht". Anni rührt das wenig, denn sie kennt ihre Macht über ihren Diener und weiß, wie man ihn um die Pfötchen wickeln kann.

Anni platziert sich daher ganz eng angeschmiegt an Erichs Oberschenkel, die rechte Pfote auf seinen Schenkel gelegt und schaut ihn an als möchte sie sagen "Bitte lass uns wieder gut sein, ich ertrage es nicht, wenn du böse auf mich bist".

"Schau, was sie jetzt macht", sagt Erich zu mir, "da kann ich ihr nicht böse sein". Anni scheint diese Worte zu verstehen, denn sie richtet sich auf, legt sich auf die Brust meines Mannes und stupst liebevoll mit ihrem Köpfen gegen sein Kinn. Erich lässt sie gönnerhaft und zugleich gerührt gewähren." So, nun muss ich aber noch ein wenig arbeiten", sagt Erich zu mir und Anni und begibt sich in sein Büro, gefolgt von Anni.

"Nein", ruft Erich entnervt, "was ist denn das?" Wieder schaue ich neugierig zu Erich ins Büro. Der Drucker spuckte unermüdlich Blatt über Blatt aus, die Funktion "Drucke alle E-Mails aus dem Speicher" war aktiviert worden. Hektisch beendete Erich den Druckvorgang, während Anni ihm interessiert zusieht. "Warst das du?", fragte Erich die kleine Ana-Tara. Die aber schaute ihn an als ob sie sagen wollte "ich Papa? Ganz sicher nicht, da musst du dich täuschen".

Zwei Stunden später ist die Büroarbeit getan, das Abendessen gegessen und Erich will sich bei seinem PC-Spiel ein wenig entspannen. Wie üblich lockt bereits die Kennmelodie des Siedler-Spieles Anni auf ihren Platz zwischen Tastatur und Bildschirm. Genüsslich entspannt schnurrend vibriert ihr ganzer Körper und Anni fühlt sich sichtlich absolut wohl. Doch zur Perfektion der Situation wäre es doch wünschenswert, wenn ihr Diener Erich sie ein wenig zwischen den Öhrchen massieren könnte und hinter den Öhrchen kraulen könnte. "Wie?", denkt Anni, "soll ich ihm das nur beibringen, er ist ja so vertieft in sein Spiel".

Anni legt eine Pfote über die Tastatur und wartet ab. Erich legt ihre Pfote sanft zurück und streichelt ihr einmal über das Köpfchen, vertieft sich wieder in sein Spiel. "Gut, aber viel zu wenig", beschließt Anni, erhebt sich streckend und rekelnd und wendet sich Köpfchen gebend zu Erich. Erich versteift sich etwas und richtete sich im Sessel etwas auf. Erich möchte bei seinem Spiel weiter auf den Bildschirm sehen, Anni jedoch verdeckt diesen teilweise. "Anni", sagt Erich in einem Tonfall, der Anni glauben lässt, dass ihre Nähe gewünscht wird. "Lass mich doch bitte jetzt weiterspielen, sonst werden meine Schiffe versenkt", wollte Erich noch sagen, aber Anni interpretierte das lieber zu ihren Gunsten.

Anni waren die Schiffe in diesem Spiel ziemlich egal, viel wichtiger war ihr, dass jetzt Schmusen angesagt ist und zwar ausgiebig. So erhob sich Anni, machte zwei Schritte auf Erich zu und betätigte damit genau jene Tasten der Tastatur, sodass alle Darstellungen am Bildschirm nur noch Schatten waren. Erich war demoralisiert, Anni glücklich, denn Erich hatte sich dem Schicksal ergeben und erfüllte die Wünsche von Anni. Er hatte ja jetzt genug Zeit, denn er musste das Spiel von vorne beginnen, konnte die korrekte Bildansicht nicht wieder herstellen. Den restlichen Abend nahm Anni auf Erich Rücksicht, schnurrte ganz leise und entspannt hinter der Tastatur und überlegte vermutlich amüsiert ihre nächsten Streiche.


Ein Stück Natur für unsere Rasselbande

Am Pfingstsonntag 2009 blätterte ich gelangweilt die Immobilienanzeigen der Tageszeitung durch. Da las ich zufällig die Annonce, ein Haus mit Garten wird verkauft, zehn Autominuten von unserer Wohnung entfernt. Seit Jahren waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Objekt gewesen, aber nichts hatte unseren Vorstellungen oder besser, den Ansprüchen unserer Katzen entsprochen.

Aufgeregt rief ich meinen Mann an, der dienstlich unterwegs war. Langer Rede kurzer Sinn, ich besichtigte und unterschrieb den Kaufvertrag noch am selben Tag. Unser lang gehegter Traum, nein, eigentlich der Traum unserer Rasselbande in einer Wiese zu laufen, auf einen Baum zu klettern, begann Gestalt anzunehmen. Über ein Jahr dauerte es, bis endlich Haus und Garten bis ins kleinste Detail ausbruchssicher und einbruchssicher, also katzensicher gestaltet waren, dachten wir jedenfalls.

So kam der Tag des Umzugs von der Wohnung in die neue Sommerresidenz. Die ersten Tage hatte ich mir Urlaub genommen um unseren vierbeinigen Lieblingen die Eingewöhnung in die neue Umgebung zu erleichtern.

Zur Freude unserer Katzen haben wir einen zwei Meter hohen Baumstamm in der Wiese, neben der Gartenlaterne, stehen lassen, diesen zu einem Naturkratzbaum umfunktioniert und eine Aussichtsplattform angebracht. Dort ist es für unsere Samtpfoten einfach traumhaft zu sitzen, das Mäulchen aufzumachen und die im Laternenlicht sich tummelnden Nachtfalter fast auf der Zunge landen zu lassen, wie im Schlaraffenland. Wir nennen dieses natürliche Katzenrestaurant "flying sushi". Um das abwechslungsreiche Menü brauchen wir uns nicht zu kümmern, es kommt ja täglich angeflogen.

Als ich einmal gerade intensiv damit beschäftigt war das Gerätehaus, das sich außerhalb des Katzengartens befindet, von Spinnweben und Staub zu befreien, hörte ich plötzlich ein zartes "Miu". Ich schaute aus dem Gerätehaus und da stand plötzlich Gucki, unser kleiner Wirbelwind vor mir und miaute mich neugierig an. "Schatzimaus", sagte ich, "ja, was machst denn du da? Wie bist du denn zur Mama gekommen?", und versuchte meine Stimme ganz ruhig klingen zu lassen. "Miu" gurrte Gucki und grinste mich schelmisch an. Innerlich war ich schwer nervös, denn der große Katzengarten war ja dazu geschaffen worden, dass unsere Lieblinge nicht ausbrechen können, nicht Gefahr laufen auf den Bahndamm zu klettern, auf der Straße die Bekanntschaft von Autoreifen zu machen oder einem liebestollen Kater der Nachbarschaft über den Weg zu laufen.

Gucki miaute mit ihrem süßen, hohen Stimmchen nochmals als hätte sie mir sagen wollen "Schau Mami, was ich geschafft habe. Lass mich doch schauen, was du da machst." Ich hob Gucki auf meinen Arm, küsste ihr Köpfchen, was sie mit lautem Schnurren bedankte, trug sie in den katzensicheren Bereich und bat sie mir zu zeigen, wie und wo sie aus dem Katzengarten zum Gerätehaus gekommen war. Gucki lief ans Ende des Gartens, blickte immer wieder zurück zu mir, ob ich ihr ja schön brav nachfolgte und stellte sich mit triumphierenden Blick vor jene Stelle des Netzes, wo ein kleiner Spalt, groß genug für die 8 Monate alte Gucki, den Weg in die Freiheit gab."Danke Gucki", sagte ich und lobte sie ausgiebig. Als ich gleich darauf den Spalt dicht machte, war ihr Gesichtchen nicht mehr so voller Freude, eher nachdenklich. Doch das änderte sich sofort, als ein kleiner Schmetterling an ihr vorbeiflatterte, denn dieses Beutetier muss man ja sofort erlegen. Und so hüpfte sie wie ein Geißbock, schlug Haken wie ein Hase und verlor den Kampf gegen diesen unfairen Schmetterling, der durch das Netz in die Gucki-sichere Freiheit geflüchtet war.

Gucki hat in den darauffolgenden Wochen noch weitere zwei Stellen gefunden, wo unser Netz nicht ganz dicht gewesen war, aber sie ist nie weggelaufen, sondern hat uns immer ganz schelmisch darauf aufmerksam gemacht. So etwa eines Sonntag morgens, als wir gerade auf der Terrasse unser Frühstück einnahmen und Gucki entlang der orangefarbenen Rosensträucher außerhalb des katzensicheren Gartens, ihren buschigen Schweif im 90 Grad Winkel zum Himmel gerichtet, spazierte und immer wieder so intensiv zu uns herüber sah, dass wir auf sie aufmerksam werden mussten. Ja, sie hat uns wieder gezeigt, wo das Schlupfloch ist, aber sie hat auch mit unverhohlener Begeisterung beobachtet, wie unbeholfen wir zuerst gesucht hatten.

Eines Tages wagte sich eine kleine Kröte in den katzensicheren Garten. Die Aufregung im Katzenreich war groß. Anni hatte sie als erste gesehen und daher das Vorrecht sie zu erlegen. Aber die kleine Kröte war gar nicht so dumm, machte einen Riesensprung ins hohe Gras unter den Kirschbaum. Anni sprang gezielt mit einem Satz nach, Queeny und Gucki näherten sich in respektvollem Abstand. Anni schaute verdutzt in das hohe Gras, senkte ihr Köpfchen, die Öhrchen ganz nach vorne gestellt und begann hektisch mit ihren Vorderpfoten im hohen Gras zu wühlen, denn irgendwo musste doch diese Kröte sein. Doch die hatte zwischenzeitlich den sicheren Weg durch das Gitter nach draußen gefunden.

Anni jammerte herzerweichend, als die Kröte nicht mehr da war und lässt sich bis heute nicht davon abbringen an jener Stelle des Gartens, an der sie zum ersten Mal diese kleine Kröte sah, auf der Lauer zu liegen und zu hoffen, dass der kleine Spielgefährte wiederkommt. Sie hat mir versichert, sie hätte ihn zum Fressen gern.