Warum müssen Rassekatzen so teuer sein?

Bauernhofkätzchen werden oft sogar verschenkt und Billigangebote für Rassekatzen gibt es unzählige. Warum dann für eine Rassekatze so viel mehr bei manchem Züchter bezahlen?

Kaufen Sie ein Auto ohne Garantie und Zulassungsschein? Ersparen Sie sich die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen in der Schwangerschaft und bei Ihrem Kind? Nein? Warum überlegen Sie dann ein Rassekätzchen ohne genauen Abstammungsnachweis (Stammbaum) und Gesundheitszeugnis (Impfschutz) in Ihrer Familie aufzunehmen? Bei einem Auto oder ihrem Kind sagen Sie ja auch nicht "wird schon nichts passieren", oder?

Wer billig kauft, kauft oft teuer. Mancher hat Glück und holt ein Bauernhofkätzchen zu sich, das glücklich und gesund 18 Jahre und mehr in der Familie lebt. Andere haben Pech und das Katzenkind auch, es ist bereits krank, wenn es abgeholt wird, es folgen Tierarztkosten, das Tier leidet und der Mensch leidet auch, ein oftmals schicksalhafter Verlauf.

Billiganbieter legen wenig Wert auf artgerechte Haltung, Gesundheitsvorsorge, hochwertiges Futter, tierärztliche Kontrolluntersuchungen und haben kaum Interesse künftigen Katzeneltern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Da wird ein herziges Katzenkind nur zu oft als Katze im Sack verkauft. Teurer als ein Bauernhofkatzerl, aber mit genau so wenig Garantie ein gesundes und gut sozialisiertes Kitten zu bekommen. Woher wollen Sie denn ohne Stammbaum eines seriösen und international anerkannten Vereins wissen, dass sie nicht ein Kätzchen aus einer Inzuchtverpaarung oder gar einen Mischling erhalten, der Ihnen als tolles Rassekitten verkauft wird?

Jeder Katzenliebhaber auf der Suche nach einer Rassekatze wird vom vielfältigen Angebot vor allem im Internet beinahe erdrückt. Oft wird dann der Eindruck entstehen, WIR als Züchter verdienen an den Kitten. Immerhin hat man doch auch schon Annoncen gesehen in denen man Rassetiere vor allem ohne Stammbäume für weniger als die Hälfte bekommen kann und was soll man mit einem Stammbaum anfangen, wenn man doch bloß ein liebes Kätzchen haben will? Schließlich will man mit dem Tier ja nicht züchten oder es von Ausstellung zu Ausstellung schleppen. Es soll doch nur als Spielkamerad für eine andere Katze oder als Haustier für die Familie angeschafft werden.

Verkäufer, ich nenne diese Menschen bewusst nicht "Katzenzüchter", die Tiere ohne Stammbaum anbieten, sind entweder nicht Mitglied eines Katzenzuchtvereines oder bekommen die Stammbäume verweigert, weil z.B. die Mutterkatze zu oft gedeckt wurde oder die Verpaarung wegen genetischer Probleme z.B. Inzucht nicht vorgenommen hätte werden dürfen! Leider gibt es auch unseriöse Züchter in kleineren Vereinen, in denen sie ohne jemals kontrolliert zu werden Katzen vermehren und für ihre Katzenkinder Stammbäume ausgestellt bekommen. Da bleibt Ihnen als Kunde nichts anderes übrig als den Züchter zu besuchen um sich ein persönliches Bild von den Bedingungen machen zu können, unter denen die Katzen und Jungtiere leben.

Als Katzenliebhaber können wir nur davor warnen Kätzchen als angebliche Rassetiere zu kaufen, die weder über einen Stammbaum verfügen, noch mit aktuellem Gesundheitszeugnis, noch EU-Impfpass, nicht gechipt und nicht nachweislich entwurmt abgegeben werden und Ihnen womöglich in einem Auto oder einem Lokal übergeben werden sollen. Wenn Ihnen der Nachweis einer bestimmten Rasse, also der Stammbaum egal ist, gehen Sie lieber in eines der Tierschutzhäuser und nehmen sich eines der dort lebenden Kätzchens an. Damit tragen Sie zum Wohl der armen, dort lebenden Katzen bei und haben mindestens so viel Garantie ein gesundes Tier zu bekommen wie bei einem Verkäufer, der Tiere zu Billigstpreisen und meist ohne Stammbaum anbietet. Die Tiere in den Tierschutzhäusern kosten weniger als die angeblichen Rassetiere ohne Papiere und sie leisten den Massezuchten durch Ihre Übernahme eines Kätzchens aus dem Tierschutzhaus keinen Vorschub.

Kaufen Sie nur ein Rassetier bei einem seriösen Züchter, der Ihnen die Möglichkeit gibt das Jungtier in seiner Umgebung mit der Mutterkatze und dem Wurf kennen zu lernen, der Ihnen seine übrigen Katzen gerne zeigt und Ihnen alle Gesundheitsdokumente und Stammbäume im Original gerne zur Einsicht vorlegt. Kaufen Sie nur ein Rassekätzchen mit Kaufvertrag und Transferbescheinigung. Lassen Sie sich nicht von Verkäufern blenden, die Ihnen glaubhaft machen wollen, dass sie nur deshalb nicht bei einem Verein sind und darum ohne Stammbaum züchten, weil sie so tierlieb sind und die Kätzchen so eben billiger verkaufen können.

Verkäufer von angeblichen Rassetieren, die solche Ausreden verwenden, können Ihnen meist gar nicht den Nachweis erbringen, dass die Elterntiere des Kätzchens wirklich reinrassig sind, weil diese bereits keinen Stammbaum haben, oder aber sie haben sich bei keinem Verein registriert, weil sie die Kontrollen zum Wohl der Tiere nicht akzeptieren wollen. In seriösen Vereinen darf nämlich eine Katze innerhalb von 24 Monaten maximal 3 Würfe haben. Diese Beschränkung ist für Verkäufer meist nicht lukrativ. Freilich kann es auch sein, dass Verkäufer zwar Rassetiere besitzen, aber ohne Stammbaum züchten, weil die Tiere bei Katzenausstellungen nicht mit der entsprechenden Bewertung zu rechnen hätten und daher eine Zucht mit diesen Tieren von einem seriösen Verein untersagt würde. Die angebliche Tierliebe, die solche Verkäufer daran hindert mit ihren Tieren zu Ausstellungen zu gehen, ist in Wahrheit ein Ammenmärchen.

Gerade bei sogenannten "Billigangeboten" von Rassekatzen muss man davon ausgehen das die Katzenkinder ebenso wie ihre ausgebeuteten Elterntiere aus schlechten Verhältnissen und Massenzuchten kommen bei denen nicht das einzelne Tier zählt sondern lediglich der Profit. In solchen Vermehrungs-anlagen werden Muttertiere permanent gedeckt und trächtig gehalten um den Nachwuchs möglichst ständig für Käufer zur Verfügung zu haben. Sowohl die Katze als auch die Kitten besitzen dort keine ausreichende medizinische Grundversorgung und werden mit billigstem Futter ernährt, und nicht mit hochwertigem und dadurch teuren Futter, das ihnen ein gesundes Wachstum sowie den bestmöglichen Start ins Katzenleben ermöglicht.

Solche Anbieter von angeblichen Rassekatzen werden kaum Interesse daran haben die Kitten für die notwendige Sozialisierungsphase mindestens bis zur 12. Woche zu behalten sondern stattdessen versuchen sie Ihnen möglichst früh, meist bereits ab der 8. Woche abzugeben. Ebenso kann man davon ausgehen das die benötigten Impfungen der Tiere sowie die 14tägigen Entwurmungen während der Wachstumsphase nicht durchgeführt wurden und der Käufer unter Umständen ein bereits krankes Tier übergeben bekommt. Natürlich ohne Aussicht auf eine Rücknahme im Krankheitsfall. Anders kann man mit Tiervermehrung nämlich kein Geld verdienen.

Was im ersten Moment als supergünstiges Angebot erscheint, kann in kürzester Zeit ins Gegenteil umschlagen wenn die ersten Krankheitsanzeichen nämlich den Weg zum Tierarzt unumgänglich machen. Schnell sind einige hundert Euro Tierarztkosten zusammen, vom mentalen Stress sowohl für das Tier wie auch den Besitzer ganz abgesehen.

Leider gibt es immer noch unheilbare Krankheiten die zwangsläufig zum Tode führen wie z.B. FIP, die bevorzugt in Massenzuchten auftritt und hauptsächlich Jungtiere und ältere Tiere befällt. Da es für diese Krankheit leider noch immer keinen aussagekräftigen Bluttest noch echten Impfschutz gibt, sollte man sich sehr genau überlegen aus welcher Zucht man sein Kätzchen bekommen möchte und im Zweifel lieber ein Tier aus einer liebevollen, kleineren Zucht zu sich nehmen. Dort sollte das Risiko einer FIP-Infektion weitaus geringer sein.

Grundsätzlich sollten das Muttertier sowie die Katzenkinder in einer häuslichen Umgebung gehalten werden und nicht in Kellern, Gartenhäusern oder Verschlägen ohne menschliche Nähe und Familienanschluss. Lassen Sie sich immer die Katzenkinderstube zeigen und erklären unter welchen hygienischen Bedingungen die Kätzchen aufwachsen. Fragen Sie dem Züchter Löcher in den Bauch. Immerhin sind sie auf der Suche nach dem für Sie passenden Kätzchen für eine hoffentlich katzenlebenslange Freundschaft.

Ein ambitionierter, seriöser Züchter muss Mitglied in einem anerkannten Zuchtverein sein in dem er sich den Zucht- und Haltungsbedingungen entsprechend verhalten muss. Nur der Verein alleine ist in der Lage, durch die Ausstellung von Stammbäumen die Anzahl der zur Welt gekommenen Jungtiere zu dokumentieren und auf diese Weise auch Kontrollen des Züchters durchzuführen.

Einen seriösen Züchter erkennen sie am Enthusiasmus, der Liebe zu seinen im Haushalt lebenden Tieren, dem Verhalten der Katzen und Kater dem Besitzer und Besuchern gegenüber, einer katzengerechten Umgebung mit Kratzbäumen, Spielmöglichkeiten, Schlafhöhlen, Fress- und Trinkplätzen sowie hygienischen Umgebungsbedingungen. Vorsicht auch bei unhygienischen Zuständen wie extremen Gestank und Unsauberkeit.

Die Liebe zu den von seriösen Züchtern gezüchteten Katzen sollte im Vordergrund stehen. Das Zuchtziel sollten gesunde, typvolle, dem jeweiligen Rassestandard entsprechende Katzenkinder sein und er sollte sich vor allem für das neue Zuhause seiner Kätzchen interessieren. Im Idealfall bringt der Züchter die Tiere sogar selbst dorthin um sich von der neuen Umgebung und artgerechten Unterbringung des zukünftigen Zuhauses zu überzeugen. Auch wird ein seriöser Züchter gerne weiterhin als Ansprechpartner für Fragen aller Art zur Verfügung stehen und sich über Infos über Eingewöhnung und Entwicklungsstände des Katzenkindes sehr freuen.

Nachstehend finden Sie eine detaillierte Kostenaufstellung, die bei der Zucht eines Wurfes aus seriöser Rassekatzenzucht durchschnittlich anfallen um den Kaufpreis eines Jungtieres darzustellen zu können. Hierbei handelt es sich um die Ausgaben die bei einen Wurf von 4 Jungtieren inklusive Fremddeckung, also ohne eigenen Deckkater entstehen würden.

 
Einzelkosten Euro
Deckgebühr für Katerbesitzer (liegt zwischen 300,00 und 800,00 Euro - je nach Rasse und Qualtität des Katers) 500,00
Benötigte Bluttests und Impfungen der Zuchtkatze für den Deckakt sowie HCM-und PKD Ultraschalluntersuchung für die Zucht, Ausstellungsgebühren (mindestens 1x pro Jahr oder Titel) 300,00
Spezialfutter während der Trächtigkeit sowie Vitaminpräparate für 12-14 Wochen Kinderaufzucht Schwangerschaftsuntersuchung beim Tierarzt 200,00
Homöopathische Geburtsvorbereitung und Geburtshilfsmittel für Mutter und Katzenkinder, Notfallapotheke, Einmalhandschuhe, Einmalwaschlappen und- handtücher, OP-Faden zum Abbinden der Nabelschnur, Spezialaufzuchtsmilch bei Milchmangel etc. 150,00
Ernährung der Katzenkinder mit Spezialaufzuchtsfutter 4.-14. Lebenswoche 400,00
Laufstall, Wurfbox, -Einlagen, Katzenstreu, Spielzeug, Vitamine etc. 200,00
Impfungen gegen Katzenschnupfen/Seuche, Leukose-Bluttest, Leukoseimpfung, Chip, 14tägige Entwurmung , Kosten Hausbesuche Tierarzt, Gesundheitszeugnis. 600,00
Stammbaumgebühren pro Tier EUR 25,00 100,00
Zusätzliche Spezialreinigungs- und Desinfektionsmittel 50,00
Fotos der Katzenkinder von Geburt bis zum Verlassen unseres Zuhauses (pro Tier ein Album, DVD), Kittenpackage, Spielzeug, Ratgeber 200,00
Anzeigen in Fachzeitschriften, Internet oder Tageszeitungen für Werbezwecke 200,00
Visitenkarten, Porto, Telefonate mit Interessenten, Bewirtung der künftigen Katzeneltern 1x pro Woche "Mütterrunde" bei uns 500,00
Gesamtkosten pro Wurf bei 4 Jungtieren - Pro Kitten demnach 850 EUR 3400,00

Damit sind natürlich noch nicht die Kosten abgedeckt die bei der Anschaffung sowie Haltung der Zuchttiere anfallen. Um das Gesamtbild zu vervollständigen, finden Sie nachfolgend auch dazu eine Kostenübersicht:

 
Kosten vor Zuchtbeginn Euro
Anschaffungskosten 2 Zuchtkatzen einschließlich Fahrt und Übernachtungskosten / Deutschland (bei Sibirern höher, da es 2006 in Österreich keinen Sibirerzüchter gab) 4.000,00
Anschaffungskosten Deckkater einschließlich Flug und Übernachtung in St. Petersburg sowie Einreisevisa und beglaubigte Übersetzungen des Katertransfers, Genehmigungen 3.000,00
Zwingername, Plakate, Werbung, Banner, etc. 200,00
Impfkosten und Vorsorgeuntersuchung der Zuchttiere pro Jahr und Katze/Kater 100,00
Zuchtzulassung & Zwingernamenregistrierung 50,00
Vereinskosten, Aufnahmegebühr und Jahresbeitrag 100,00
Fachliteratur, Bücher und Zeitschriften, Homepageerstellung und Wartung 500,00
Ausstellungskosten für Zuchtzulassung inkl. Meldegebühren, Käfigausstattung, Fahrtkosten 1.500,00
Wurfkiste, Sicherheitsbarriere, Babyzimmerausstattung etc. 200,00
Digitalwaage zur täglichen Gewichtskontrolle der Katzenbabies 140,00
Gesamtkosten 9.790,00

Ich hoffe diese Aufstellung gibt einen etwas genaueren Einblick in die Kosten, die bei einer verantwortungsvollen seriösen Hobbyzucht anfallen. Dabei bleiben die Kosten der Ernährung noch unerwähnt, wie auch die Ausgaben für Spielzeug, neue Kratzbäume und dgl. mehr.

Natürlich kommt auch früher oder später einmal die Zeit wo Zuchttiere aus der Zucht genommen werden müssen. Auch diese Tiere müssen weiterhin für viele Jahre versorgt werden, denn der verantwortungsbewusste Züchter gibt diese Tiere nicht einfach weg, sondern bietet ihnen weiterhin ein schönes Leben im gewohnten Zuhause als Kastraten.