Vom Katzenkind zum Kätzchen

Nach der Geburt sind die Kätzchen blind, taub und hungrig. Sie wiegen etwa 100 Gramm, wobei das Gewicht zwischen 60 bis 140 Gramm variieren kann. Die Mutterkatze gibt ihnen über den Kolostrom, die erste Milch nach der Geburt, die lebenswichtige Immunität durch Antikörper, die sie durch Impfungen gebildet hat. Die Jungtiere entwickeln bald eine Vorliebe für einen bestimmte Zitze, bei den Mahlzeiten kommt es daher oft zu Drängeleien.

Während der ersten 3 Wochen gehen meist alle Initiativen für das Säugen von der Katzenmutter aus. Die Mutter schnurrt während des Säugens, und die Jungen stimulieren den Milchfluss mit dem Milchtritt. Die Kleinen sind hinsichtlich Nahrung, Schutz und Körperwärme völlig von ihrer Mutter abhängig, können ihre Körpertemperatur noch nicht selbständig regulieren und halten. Bald beginnen sie aber zaghaft zu fauchen oder zu miauen, wenn sie berührt werden oder einen bestimmten Geruch wahrnehmen, und schnurren, wenn sie sich an den Körper der Mutter schmiegen. In den ersten Wochen leckt die Mutter die Anal- Genitalregion der Kätzchen, um die Ausscheidung von Urin und Kot zu stimulieren. Die Katzenmutter verlässt ihre Jungen während der ersten Tage kaum oder nur für kurze Zeit, sie verbringt fast ihre ganze Zeit mit den Katzenbabys.

Mit etwa 2 Wochen öffnen die Kätzchen die Augen, richten die Ohren auf und entdecken neue Sinneswahrnehmungen. Sie wiegen nun bereits um die 200 Gramm. Ab der zweiten Woche widmen sich die Kätzchen nun auch der Entdeckung des eigenen Körpers, der Geschwister und der unmittelbaren Umgebung des Wurfkörbchens. Sie lernen sich immer schneller und geschickter zu bewegen und üben in spielerischen Kämpfen mit den Geschwistern.

Ab der 3. Woche werden die Katzenkinder aktiver und unternehmen kürzere Ausflüge. Da ist es auch meist an der Zeit sie von der Wurfbox in einen größeren katzenbabysicheren Laufstall in der Wohnung zu übersieden. Die Katzenkinder beginnen mit ihren Wurfgeschwistern und der Katzenmutter zu spielen. Der Katzenforscher Professor Paul Leyhausen konnte nachweisen, dass viele der Verhaltensmuster, die für das Fangen und Töten von Beutetieren erforderlich sind, angeboren sind. Sibirische Katzen zeigen dieses natürliche Verhaltensmuster.

Die Entwöhnung von der Milch beginnt etwa in der 4. Lebenswoche und ist in der Regel bis zur 8. Woche abgeschlossen. Etwa gleichzeitig mit der Entwöhnung beginnen die Katzenjungen sich stundenlang miteinander zu beschäftigen, geübt wird nun das Aufrichten zum Sprung, das Anschleichen und das Zupacken. Sie sind sehr neugierig und untersuchen jede Ecke ihres Heims.

Mit einem Monat beginnen die kleinen Kätzchen sich selbst zu putzen und mit Gegenständen zu spielen. Sie beginnen in diesem Alter auch langsam außer der Muttermilch auch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Die Mutterkatze erzieht ihre Katzenkinder in diesem Alter bereits selbst zur Stubenreinheit und so können sie das Katzenklo bald selbstständig benützen.

Alle Erlebnisse mit Artgenossen, aber auch andere Erfahrungen, die sie ab der 5. Woche sammeln, haben nachhaltige Wirkungen auf spätere soziale Bindungen. Jungtiere, die 12 Wochen bei ihren Wurfgeschwistern bleiben können und mit anderen Katzen in einem sozialen Milieu aufwachsen, sind später anderen Katzen gegenüber positiv eingestellt. So ist es auch empfehlenswert ab der 6.Woche regelmäßigen Kontakt mit den zukünftigen Katzeneltern zu pflegen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der regelmäßige Kontakt in den letzten Wochen vor der Abgabe wesentlich zur unproblematischen Eingewöhnung im neuen Zuhause beigetragen hat.

Die Kätzchen entwickeln ihre Sinne, indem sie vom ersten Lebenstag an stimuliert und angeregt werden. Um sie dabei an Menschen zu gewöhnen, werden sie gekost und gestreichelt. Ein junges Kätzchen, das ohne soziale Kontakt oder mit vorwiegend negativen Erfahrungen aufwächst, tendiert eher dazu, Einzelgänger zu bleiben. Kätzchen die in den ersten Lebenswochen positive Kontakte mit Menschen haben, entwickeln sich zu zutraulichen Tieren. Das in den ersten 3 Lebensmonaten Erlernte und Erlebte ist also ganz entscheidend für die spätere Entwicklung und das soziale Verhalten der Katzen.

Mit zwei Monaten beginnt das Erwachsenwerden. In dieser Zeit lernt das Kätzchen, sich nach dem Beispiel der Mutterkatze allein zu putzen. Nun wird das Spielen zur Hauptaktivität der Kätzchen. Die kleinen Kätzchen beginnen nun die Vorhänge hochzuklettern, schärfen ihre Krallen an allen möglichen Gegenständen und springen voller Eifer auf den Kratzbaum, einen Sessel, eine Sitzbank und das Bett. So festigen sich die Nervenbindungen, die Muskulatur entwickelt sich und die Bewegungen werden immer präziser. Außerdem fördert und prägt das Spielen das Sozialverhalten.

Nach drei Monaten wollen die jungen Kätzchen meist nicht mehr saugen, fressen selbständig. Dann, also frühestens mit Vollendung der 12. Woche, können die Kätzchen mit gutem Gewissen von ihre Mutter getrennt werden und bei ihren neuen Katzeneltern einziehen. Zu diesem Zeitpunkt haben sie auch bereits gelernt, dass Vorhänge tabu sind, die Krallen nur am Kratzbaum gewetzt werden dürfen und verstehen das Wort NEIN. Es ist somit auch für zukünftige Katzeneltern sinnvoll die schier unendlich lange Zeit bis zur Übergabe des Kätzchens abzuwarten, da sie dann ein gut sozialisiertes und charakterfestes Katzenkind bekommen, das auch bereits eine Erziehung im Zusammenleben mit dem Menschen genossen hat.